Warten auf einen Arzttermin

In Deutschland gehört das Warten auf einen Arzttermin für viele Menschen zum Alltag, besonders bei Fachärztinnen und Fachärzten wie Dermatologen, Orthopäden oder Neurologen. In manchen Regionen kann es mehrere Wochen oder sogar Monate dauern, bis man einen Termin bekommt. Auch bei HNO-Ärztinnen oder Psychotherapeuten sind die Wartezeiten oft mehrere Wochen oder sogar Monate. Das ist frustrierend, vor allem wenn man Schmerzen hat oder dringend Hilfe braucht. 

Ein Grund dafür ist der Mangel an Ärztinnen und Ärzten, besonders auf dem Land. Viele Facharztpraxen sind überfüllt und es gibt zu wenige Spezialistinnen und Spezialisten. Auch Hausärzte klagen über volle Wartezimmer, lange Tage und viel Büroarbeit. Für Menschen mit chronischen Krankheiten, ältere Personen oder Geflüchtete, die die Sprache noch nicht gut sprechen, ist die Situation besonders schwierig. Sie haben oft Angst, dass sie etwas Wichtiges nicht verstehen oder falsch erklären.

 

Wenn man in Deutschland zum Facharzt möchte, braucht man meistens zuerst einen Termin beim Hausarzt. Der Hausarzt gibt dann eine Überweisung an einen passenden Facharzt, oft auf einem orangefarbenen Zettel. Ohne diese Überweisung ist es schwieriger, einen Termin zu bekommen. Dieses System soll Ordnung schaffen, aber es kann den Zugang zur Behandlung verzögern.

 

In Afghanistan funktioniert vieles ganz anders. In großen Städten wie Kabul oder Herat gibt es viele private Kliniken. Dort können Patientinnen und Patienten meist direkt zu einem Internisten oder Allgemeinarzt gehen, oft ohne Termin. Ein kurzer Anruf oder einfach ein Besuch reichen aus. Auch an Samstagen und Sonntagen sind viele Praxen geöffnet.

 

Ein Unterschied ist: In Afghanistan behandeln viele Internisten verschiedene Krankheiten gleichzeitig, vom Magenproblem über Grippe bis hin zu Bluthochdruck. Nur bei speziellen Fällen, wie Herzkrankheiten, neurologischen Problemen oder Hautkrankheiten, wird ein Facharzt aufgesucht. Viele Menschen gehen bei Beschwerden immer zuerst zum Internisten, weil Fachärzte teurer oder seltener zu finden sind.

 

Auch in Afghanistan gibt es Probleme: In staatlichen Krankenhäusern fehlt es oft an Medikamenten, gut ausgebildetem Personal und moderner Ausstattung. In ländlichen Gebieten sind Kliniken manchmal weit entfernt. Trotzdem ist es für viele Menschen leichter, schnell einen Arzt zu finden, besonders wenn sie genug Geld haben, um private Hilfe zu bezahlen.

 

In beiden Ländern gibt es Herausforderungen. In Deutschland ist das System sicher, organisiert und gut kontrolliert, aber manchmal zu langsam. In Afghanistan ist der Zugang schneller und direkter, aber oft unsicherer und von der finanziellen Lage abhängig. Beide Systeme zeigen, wie wichtig eine gute medizinische Versorgung für alle Menschen ist, egal woher sie kommen.

 

Hedayatullah Zyarmal

Bruchhausen-Vilsen im August 2025